Der Anbau von Kaffee ist eine faszinierende und komplexe Praxis, die eng mit den natürlichen Gegebenheiten und den Fähigkeiten der Landwirt:innen verknüpft ist. Kaffeesträucher benötigen ideale Bedingungen, um optimal zu gedeihen. Dazu gehören ausreichende Niederschläge von rund 1.500 - 2.000 Litern pro Quadratmeter und eine abgestimmte Sonneneinstrahlung. Die bevorzugten Anbauorte sind Hänge oder traditionelle Waldgärten, in denen die Sträucher zwischen schattenspendenden Bäumen wachsen. Alternativ werden auf Plantagen oft schattenspendende Netze verwendet, um das ideale Mikroklima zu schaffen. In Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, wachsen die Pflanzen in wildem Mischwald, was den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden überflüssig macht und den Bäumen gegenseitigen Schutz vor Schädlingen bietet.

Ähnliche Anbaumethoden werden in Kolumbien angewendet, wo die Pflanzen oft in Hanglagen unter Schattenbäumen auf privaten Farmen kultiviert werden.

Die Vielfalt des Kaffees zeigt sich nicht nur in seiner Zubereitung, sondern auch in den verschiedenen Arten und Sorten. Von den rund 124 identifizierten Kaffeearten sind nur zwei für den Weltmarkt von entscheidender Bedeutung: Coffea Arabica und Coffea Canephora, besser bekannt als Arabica und Robusta. Diese beiden Arten unterscheiden sich in ihren Anforderungen und den daraus resultierenden Geschmacksprofilen. Arabica-Pflanzen machen den Großteil der globalen Kaffeeproduktion aus und sind für ihre feinen Aromen und milden Geschmacksnoten bekannt. Sie gedeihen am besten in Höhenlagen über 900 Metern und benötigen eine Durchschnittstemperatur von 18° - 22 °C. Im Gegensatz dazu bevorzugt Robusta niedrigere Lagen und zeichnet sich durch einen kräftigen Geschmack und einen höheren Koffeingehalt aus.

Die Reifezeit der Kaffeekirschen ist ein entscheidender Faktor für die Qualität des Endprodukts. Bei äthiopischen Hochlandkaffees kann die Reifezeit bis zu zehn Monate betragen. Während dieser Zeit ändern sich die Kirschen allmählich von grün über gelb zu einem kräftigen Rot, was auf ihre optimale Reife hinweist. Erst in diesem Stadium entwickeln sie die charakteristischen Aromen und Süße, die für hochwertigen Kaffee typisch sind. Die Ernte erfolgt sorgfältig von Hand, um nur die reifsten Kirschen zu pflücken. Grüne oder überreife Früchte würden den Geschmack des Kaffees negativ beeinflussen, da sie unausgereifte Säuren oder einen fauligen Geschmack entwickeln können.

Der Zeitpunkt der Ernte variiert je nach geografischen und klimatischen Bedingungen. In Äthiopien erstreckt sich die Erntezeit von Oktober bis Januar, wobei die genauen Zeiten von Region zu Region unterschiedlich sind. Kolumbien hingegen bietet je nach Anbaugebiet zwischen ein und drei Ernten pro Jahr. Diese Vielfalt in den Erntezeiten spiegelt die Vielfalt der klimatischen Bedingungen wider, unter denen Kaffee angebaut wird.

Insgesamt ist der Anbau von Kaffee eine Kunst, die sowohl Wissenschaft als auch Tradition vereint. Die sorgfältige Pflege der Pflanzen, die Auswahl der optimalen Anbauorte und der richtige Zeitpunkt der Ernte sind entscheidend für die Qualität und den Geschmack des Endprodukts. Jede Tasse Kaffee erzählt somit eine Geschichte von den Menschen, die sie angebaut haben, und den einzigartigen Bedingungen, unter denen sie gewachsen ist.